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Rede anlässlich des Besuchs des Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland

Deutsche Seiten, 22. 11. 2010

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Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

es ist mir und uns allen eine Freude, Sie anlässlich Ihres ersten offiziellen Besuchs in Ihrer Funktion als Präsident der Bundesrepublik Deutschland auf der Prager Burg willkommen zu heißen. Sie kommen zu uns als Staatsoberhaupt des Nachbarlandes, das für uns bedeutender Verbündeter und wichtiger Partner ist. Wir sind Verbündete in der Nordatlantischen Allianz und engste Partner in der Europäischen Union.

Die tschechisch-deutschen Beziehungen haben in den letzten 20 Jahren eine präzedenzlose Entwicklung verzeichnet. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass sie in ihrer ganzen, nicht immer leichten und konfliktfreien, tausendjährigen Geschichte wohl niemals besser waren.

Die Bundesrepublik Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner, der bedeutendste Investor in unserem Land und ein Land, mit dem die tschechische Wirtschaft sehr eng verflochten ist. Obwohl die Tschechische Republik die Krise – im europäischen Vergleich – relativ gut überstanden hat, wurde sie  – als eine sehr offene Exportwirtschaft – sehr stark durch den Einbruch auf den Märkten Westeuropas, einschließlich Deutschland, getroffen. Auch wir freuen uns deshalb, dass die deutsche Wirtschaft in den letzten Monaten wieder die notwendige Dynamik bekommen hat. Wir teilen völlig den Akzent, den Ihre Regierung sowohl auf eine verantwortungsvolle Fiskalpolitik setzt als auch auf sonst alles, was die Wettbewerbsfähigkeit des Landes im globalen Wettbewerb erhöht. Dieselben Prioritäten setzt sich auch die neue tschechische Regierung, die aus den Parlamentswahlen im Mai dieses Jahres hervorgegangen ist. 

Wir haben Interesse daran, dass die Verantwortung und der Realismus auch in der Diskussion über die weitere Ausrichtung der Europäischen Union überwiegen. Die Krise hat eine Reihe von grundsätzlichen Problemen in der Funktionsweise der Union aufgedeckt, die lange Zeit übersehen wurden, obwohl sie bestimmt nicht unbekannt waren. Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Lektion sehr ernst nehmen müssen.

Die Tschechische Republik und Deutschland sind durch ein dichtes und starkes Netz von Verbindungen auf gesamtstaatlicher, regionaler, kommunaler Ebene verbunden, aber auch auf dem Gebiet der zwischenmenschlichen Kontakte. Dies gibt unserer Zusammenarbeit eine gute Perspektive. Ich freue mich deshalb sehr, dass an diesem Mittagessen zusammen mit uns eine Reihe von Repräsentanten der vielfältigen tschechisch-deutschen wirtschaftlichen, kulturellen, akademischen und regionalen Zusammenarbeit teilnimmt.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, Ihren heutigen Besuch betrachte ich als Bestätigung des außerordentlichen Niveaus unserer Beziehungen und als Gelegenheit zur weiteren Entwicklung des politischen Dialogs auf höchster Ebene.

Sehr verehrter Herr Bundespräsident, herzlich willkommen in Prag.

Václav Klaus, die Rudolfgalerie, Prager Burg, 22. November 2010