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Die Zukunft der Euro-Zone

Deutsche Seiten, 21. 6. 2010

Die europäische Währungsunion hat versagt. Selbst als langjähriger Kritiker dieses Projekts kann ich mich darüber nicht freuen, denn am Ende werden wir alle zu den Verlierern gehören. Damit meine ich nicht nur die Länder, die auf ihre Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte lang existierende eigene Währungen verzichtet haben, um in den Genuss angeblich unbestreitbarer Vorteile wie eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums und eine Verminderung der Inflation zu kommen. Zu diesen meist tendenziellen und einseitigen Versprechen gehörte auch, die Währungszone werde ihre Mitgliedsländer – mehr als es in der Vergangenheit der Fall war – vor jeglichen unangenehmen externen wirtschaftlichen Störungen schützen. 

Nichts davon ist eingetreten. Nach der Entstehung der Euro-Zone hat sich das Wirtschaftswachstum in den Mitgliedsländern im Vergleich zu den vorhergehenden Jahrzehnten verlangsamt. Gleichzeitig nahm der Abstand zwischen dem Wirtschaftswachstum der Euroländer und dem anderer bedeutsamer Wirtschaftszentren der Welt, wie den USA, China und weiteren Schwellen- und Entwicklungsländern zu. Auch die mittel- und osteuropäischen Länder, die nicht Mitglieder der Euro-Zone geworden sind, entwickelten ein höheres Wachstumstempo. 

Den Daten der Europäischen Zentralbank zufolge betrug das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum der Euroländer in den Siebzigerjahren 3,4 Prozent, in den Achtzigerjahren 2,4 Prozent, in den Neunzigerjahren 2,2 Prozent, jedoch im Jahrzehnt des Euros, also von 2001 bis 2009, lediglich 1,1 Prozent. Etwas Derartiges ist nirgendwo in der Welt zu finden. 

Die erwartete Annäherung der Inflationsraten unter den Euroländern blieb aus. Statt dessen bildeten sich eine Gruppe mit einer geringen und eine zweite – dazu zählen Griechenland, Spanien, Portugal, Irland und einige weitere Staaten – mit einer höheren Inflationsrate. Auch die Handelsbilanzen drifteten auseinander und es ist kein Zufall, dass die Länder mit langfristig hohen Handelsbilanzdefiziten mit den Ländern identisch sind, die mit die höchsten Inflationsraten aufweisen. Der Euro hat hier keinerlei Ausgleich gebracht. 

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat all diese Probleme bloßgelegt und zugespitzt, keinesfalls jedoch verursacht. Für mich ist dies keine Überraschung. Die Euro-Zone ist nach den elementaren Lehrsätzen der Wirtschaftstheorie keine „optimale Währungszone“. Ihr Entstehen verdankt sie einer primär politischen Entscheidung. Wenn jedoch die Währungszone keine optimale Währungszone darstellt, dann kann es eben nicht anders sein, als dass die Kosten für deren Schaffung und Erhaltung die Erträge übersteigen, die deren Funktionieren mit sich bringt. 

Zum Start der Euro-Zone spiegelten die Kurse, zu denen die Währungen der Mitgliedsländer in Euro umgerechnet wurden, mehr oder weniger die damalige Realität wider. Zehn Jahre später aber hatten sich die Wirtschaften der einzelnen Euroländer auseinander entwickelt und wurden von der Zwangsjacke einer einheitlichen Währung immer stärker einengt. Jetzt, in der Krise, wurden die Unterschiede – und damit das Ausbleiben der versprochenen ökonomischen Vorteile – offensichtlich. 

Eine andere Frage ist aber, ob die Euro-Zone auch als Institution scheitert. Meine Antwort darauf ist: Nein. In die gemeinsame Währung als kittendes Element der auf Supranationalität ausgerichteten Europäischen Union wurde so viel politisches Kapital investiert, dass davon – in für mich vorstellbarer Zukunft – gewiss nicht abgelassen wird. Das Projekt wird fortgesetzt. Der Preis dafür besteht aus weniger Wirtschaftswachstum und höheren Finanztransfers für die Länder mit den größten wirtschaftlichen und finanziellen Problemen. „Die jüngste Geschichte, nicht nur die Geschichte Deutschlands, lehren uns, dass der Gedanke der Bewahrung der Wirtschafts- und Währungsunion ohne die Politische Union eine irrtümliche Vorstellung ist“, sagte 1991 der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl. Etwas später, mit fortschreitender Zeit, vergaß er dies jedoch. 

Die Summe, die Griechenland in absehbarer Zukunft erhält, kann durch die Bevölkerungszahl der übrigen Euro-Zone geteilt werden und jedermann kann sich seinen Beitrag zur Griechenlandhilfe leicht errechnen. Was der Verlust des Wachstumstempos bedeutet, lässt sich für den Einzelnen kaum errechnen, aber es wird weitaus schmerzhafter sein. Trotzdem wird dieser Preis aus politischen Gründen bezahlt und die Bevölkerung der Euro-Zone wird nie erfahren, wie viel dies tatsächlich kostet. 

Sicherlich haben wir – als Tschechische Republik – keinen Fehler gemacht, wenn wir der Euro-Zone noch nicht beigetreten sind. Mit dieser Meinung stehen wir nicht alleine. Am 13. April veröffentlichte die „Financial Times“ einen Artikel des polnischen Gouverneurs der Zentralbank Slawomir Skrzypek, der kurz vor seinem tragischen Tod beim Flugzeugabsturz bei Smolensk geschrieben wurde. Er schrieb: „Polen – als Nichtmitglied der Euro-Zone – hat von der Flexibilität des Zloty-Kurses profitiert. Die Flexibilität des Kurses half dem Wirtschaftswachstum und verminderte das Handelsbilanzdefizit, ohne Inflation zu importieren.“ Er fügt hinzu, dass „der Jahrzehnte lang andauernde Verlust der Wettbewerbsfähigkeit einiger Mitgliedsländer der Euro-Zone eine sehr nützliche Lektion war.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Václav Klaus, WirtschaftsWoche, 21. Juni 2010

(Gekürzt von der Redaktion)

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