Klaus.cz






Hlavní strana » Deutsche Seiten » Rede zur Eröffnung der 10.…


Rede zur Eröffnung der 10. tschechisch-deutschen Kulturtage

Deutsche Seiten, 24. 10. 2008

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,

es freut mich, dass ich nach weniger als einem Jahr wieder die Gelegenheit habe, den Freistaat Sachsen zu besuchen und die 10. tschechisch-deutschen Kulturtage – die größte Präsentation tschechischer Kultur im Ausland – zu eröffnen. Ich bin überzeugt, dass es kein Zufall ist, dass ein solches Ereignis gerade hier, bei Ihnen, in Dresden organisiert wird.

Ganz klar und eindeutig möchte ich sagen, dass ich die heutige deutsch-tschechischen Beziehungen besser finde als je zuvor. Unsere beiden Länder sind Mitglieder derselben Militärallianz, der NATO. Beide Länder sind Mitglieder der Europäischen Union. Die Öffnung der Grenzen ermöglicht und verstärkt menschliche Kontakte, die zu einer guten Nachbarschaft mehr beitragen, als irgendetwas anderes. Deutschland ist unser bedeutendster Geschäftspartner. Deutsche Firmen sind bei uns mit Abstand die größten Investoren. Diese Aufzählung der positiven Aktivitäten könnte man weiter fortsetzten.

Diese guten Beziehungen haben ihre historischen Wurzeln. Ich bin überzeugt, dass die Zeiten des friedlichen nachbarschaftlichen Zusammenlebens und der gegenseitigen Bereicherung der Menschen an beiden Seiten der Grenze in der Vergangenheit länger waren als die Zeiten der Entfremdung oder der Feindschaft.  Für ein weiteres gutes Zusammenleben müssen wir an das anknüpfen, was in unserer Geschichte überwogen hat – an eine friedliche und gegenseitig vorteilhafte Koexistenz. Gerade mit Sachsen haben wir besonders gute und enge Beziehungen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass der größte Dom Tschechiens – das Symbol der tschechischen Staatlichkeit – den Namen des sächsischen Landespatron St. Vitus trägt. Der heilige Vitus ist gleichzeitig der Patron von Prag, Tschechien und Sachsen.

Die wichtigste Verknüpfung unserer gegenseitigen kulturpolitischen Zusammengehörigkeit, das im Laufe der Jahrhunderte zur Gestaltung eines einzigartigen mitteleuropäischen Kulturraumes beigetragen hat, war Christentum des westlichen Ursprungs. Vielmals war für uns die deutsche Kultur eine Inspiration und Motivation. Aus tschechischer Sicht kann man auch sagen, dass die deutsche Kultur zu einer Brücke war, die uns erlaubte, neue Anstöße aus verschiedenen europäischen Kulturströmungen zu empfangen und aufzunehmen. Durch diese Verbindung konnten wir der Welt Persönlichkeiten und Werke geben, auf die wir stolz sind, ohne uns um die nationale Zugehörigkeit ihrer Schöpfer zu kümmern.

Wir sind Nachbarn und unsere gegenseitige Verflechtung ist sichtbar und unleugbar. Die beiden Seiten des Erzgebirges haben immer daraus profitiert, wenn wir uns im Frieden besuchen konnten. Die sächsischen Siedler in Jáchymov (Joachimsthal) halfen bei der Entwicklung des dortigen Bergwesens. Dort ist auch der Taler entstanden, der zu einem Zahlungsmittel großen Teils Deutschlands und tschechischen Ländern wurde und der dem heutigen amerikanischen Dollar seinen Namen gegeben hat.

Das diesjährige zehnte Festival der tschechisch-deutschen Kultur verläuft im Jahre, in dem wir den 90. Jahrestag der Entstehung unserer Republik feiern. Es ist aber auch das Jahr des 70. Jahrestags des Münchner Abkommens, das das Zusammenleben der Tschechen und Deutschen in tschechischen Ländern tragisch geprägt hat und zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führte. Dieses tragische Kapitel unseren gegenseitigen Beziehungen kann nicht vergessen werden. Wir müssen daraus lernen und gemeinsam alles tun, damit sich etwas Ähnliches in der Zukunft nie wiederholen könnte.

Bauen wir deshalb darauf, was uns zusammenbindet. In absehbarer Zukunft wird die Autobahn fertig gebaut, die Berlin, Dresden und Prag verbinden wird. Zwischen tschechischen und deutschen  Städten und Gemeinden entstehen immer mehrere Partnerschaften. Die Beziehungen entwickeln sich nicht nur auf der wirtschaftlichen Ebene, sondern auch auf der kulturellen. Ich bin davon überzeugt, dass die Besucher der tschechisch-deutschen Kulturtage auf dieser Veranstaltung viele interessante kulturelle Ereignisse erleben werden. Musiker, Sprachwissenschaftler, Pantomimen, Architekten, aber auch Vertreter der Wissenschaft sind hierher gekommen, um neues Publikum anzusprechen und neue Kontakten und Freundschaften anzuknüpfen. Gerade aus diesen Kontakten freue ich mich am meisten und hoffe, dass ihre Anzahl ständig wachsen wird.

Erlauben Sie mir zum Abschluss meine Dankbarkeit dafür auszusprechen, dass Sie mich eingeladen haben, dass ich hier mit Ihnen heute sein könnte und dass ich die Gelegenheit bekommen habe, hier einige Worte zu sagen. 

Václav Klaus, Dreikönigskirche, Dresden, 23. Oktober 2008

vytisknout

Jdi na začátek dokumentu