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Deutsche Seiten, 13. 3. 2003
Ihre Inauguration zum zehnten Präsidenten der Tschechoslowakei, bzw. der Tschechischen Republik, fand am 7. März statt, also am Tage, an dem der Gründner des Tschechoslowakischen Staates T.G.Masaryk geboren wurde. Messen Sie dieser Tatsache eine Bedeutung zu?
Es handelte sich eher um ein Zusammentreffen von Umständen, aber der Name Masaryk ist und wird eine von den festen Säulen darstellen, auf denen auch der heutige tschechische Staat aufgebaut wurde.
In Ihrer Wahlrede erklang ein Aufruf zu guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Angesichts der gemeinsamen Geschichte hat die Tschechische Republik mit Österreich traditionell gute Beziehungen. Österreich ist bei Ihnen an erster Stelle der von Ihnen am meisten besuchten Ländern. Wie sind Ihrer staatsmännischen Absichten in Beziehung zu Österreich? Wann werden Sie den Bundespräsidenten Thomas Klestil besuchen?
Ich wäre sehr froh, wenn ich dazu beitragen würde, dass die gewisse Spannung gesenkt wird, die es heutzutage - nicht auf dem Niveau der einzelnen Bürger - sondern zwischen den beiden Ländern gibt. Ich halte mich für einen Freund Österreichs und auch einer Reihe von österreichischen Politikern. Ich wage es zu sagen, dass ich mit vielen Österreichern über die Kenntnisse aller Ihrer Berge - sowohl im Sommer als auch im Winter wetteifern kann. Ihren Präsidenten werde ich bestimmt bald besuchen.
Ihr Vorgänger Václav Havel ermutigte mit seinen Einstellungen und Äusserungen eher österreichische Vorbehalte zur Vertreibung von Österreichern und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Wie ist und wie wird Ihre Einstellung in dieser Hinsicht sein?
Ich garantiere die Vereinigung der Rhetorik und der Taten. Ich werde nur das versprechen, was realisierbar ist und was zu Gunsten der Zukunft beider Ländern beitragen kann.
Die neue österreichische Regierung wird dem Druck der Freiheitlichen (FPÖ) standhalten müssen, die ihre Angriffe als >Staatsinteressen< bezeichnen. Sind Sie der Meinung, dass dieser Druck seitens der Freiheitlichen die guten tschechisch-österreichischen Beziehungen belasten wird?
Ich respektiere die politische und auch die Meinungspluralität nicht nur zu Hause, sondern auch im Ausland. Also auch in Österreich. Niemand wird sicher das vergessen, dass ich einer der wenigen europäischen Politiker war, die die vor ein paar Jahren im Zusammenhang mit den Wahlergebnissen in Ihrem Land den Druck von Aussen Österreichs gegenüber ablehnten – was unter anderem meine Rede in Wachau im Juli 2000 beweist. Ihre inländischen Probleme müssen die Österreicher selbst untereinander lösen.
Können Sie als Präsident der Tschechischen Republik Ihre Meinung zum Beitritt der Tschechischen Republik zur EU äussern? Ist der Spitzname >Euroskeptiker< nur ein der Wahrheit nicht entsprechender Spitzname oder hat er einen tieferen Hintergrund?
Die Tschechische Republik hat keine Alternative, es gibt keinen anderen Weg als den Beitritt zur EU, auch wenn ich gut weiss, dass die Relation zwischen den Beiträgen und den Kosten dieses Beitrittes nicht eindeutig ist. Ich bin kein Skeptiker, aber von Natur aus bin ich ein Realist und habe feste Meinungen über die Vertiefung der europäischen Integration.
Ich bin kein Vertreter eines europäischen Superstaates - von so manchen unter dem Wort Föderation versteckt - und ich werde ein Europa von zusammenarbeitenden Staaten unterstützen.
Im Zusammenhang mit der den Beitrittskandidaten bestimmten Kritik des franzosischen Präsidenten Chirac taucht der Spitzname >Natoskeptiker< auf. Hat diese neue journalistische Bezeichnung ihren Platz auch in der tschechischen Politik?
Das Wort >Natoskeptiker< hörte ich noch nie. Ich halte die NATO für ein unentbehrliches Element für die Weltsicherheit und auch für unsere Sicherheit und auch für die unersetzliche Garantie der euroatlantischen Beziehungen.
Trotz der sehr guten Beziehungen zu Österreich bleibt aus der Sicht Österreichs weiterhin ein >gewisser Knochenmann im Schrank< mit dem Namen >Beneš-Dekrete< und >das sogenannte Sudetendeutsche Problem<. Bei Ihren Auslandsreisen werden Sie nach diesem Problem stets gefragt. Wie ist Ihre Einstellung als Präsident der Tschechischen Republik zu diesen >Problemen<?
Ich überlasse dieses Problem den Historikern, es gehört nicht in die heutige Politik.
Václav Klaus, 13.3.2003
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