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Klima-Wahrheiten

Deutsche Seiten, 20. 7. 2007

Nicht die Umwelt ist gefährdet, sondern die Freiheit. Der globale Temperaturanstieg um einige zehntel Grad führt zu hysterischen Reaktionen, die sich gegen Wohlstand und Lebensqualität richten.

Wir leben in merkwürdigen Zeiten. Ein außergewöhnlich warmer Winter reicht aus, und Umweltschützer und ihre Anhänger fordern auf der Stelle radikale Maßnahmen, um etwas hinsichtlich des Wetters zu tun - ungeachtet der Tatsache, dass im Lauf des 20. Jahrhunderts die Temperatur weltweit nur um 0,6 Prozent gestiegen ist.

Während des vergangenen Jahres ist einiges geschehen: Al Gores sogenannter Dokumentarfilm kam in die Kinos, Großbritannien - eigentlich Tony Blair - hat den "Stern-Report" veröffentlicht, der vierte Bericht der Uno-Sachverständigengruppe über Klimaänderungen wurde zusammengestellt, und auf dem G8-Gipfel wurden Ambitionen verkündet, dass in Bezug auf das Wetter etwas getan werden muss. Vernunftbegabte und freiheitsliebende Menschen müssen reagieren. Das Diktat des politisch korrekten Handelns ist streng, und nicht zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wird uns nur eine gültige Wahrheit aufgezwungen. Alles andere wird angeprangert.

Der Autor Michael Crichton hat gesagt: "Die größte Herausforderung, der sich die Menschheit stellen muss, ist die, zwischen Wirklichkeit und Fantasie, zwischen Wahrheit und Propaganda zu unterscheiden." Das sehe ich auch so. Die Hysterie über die globale Klimaerwärmung ist ein vortreffliches Beispiel für das Problem "Wahrheit oder Propaganda?". Es gehört Mut dazu, sich der "etablierten" Wahrheit entgegenzustellen. Viele Menschen - einschließlich führender Wissenschaftler - sehen das Thema Klimawandel vollkommen anders. Sie protestieren gegen die Arroganz derer, die die Hypothese von der globalen Erwärmung unterstützen und diese mit menschlichem Handeln in Verbindung setzen.

Ich habe den Großteil meines Lebens unter kommunistischer Herrschaft gelebt. Daher fühle ich mich verpflichtet auszusprechen, dass die größte Bedrohung für Freiheit, Demokratie, Marktwirtschaft und Wohlstand meiner Ansicht nach inzwischen ein ehrgeiziger Umweltschutz und nicht der Kommunismus ist. Diese Ideologie will die freie und spontane Entwicklung der Menschheit durch eine Art zentrale (heute globale) Planung ersetzen.

Umweltschützer fordern ein sofortiges Handeln der Politik, weil sie nicht an die langfristigen, positiven Folgen des Wirtschaftswachstums glauben. Und sie ignorieren sowohl den technischen Fortschritt, in dessen Genuss zukünftige Generationen zweifellos kommen werden, als auch die erwiesene Tatsache, dass mit dem Wohlstand der Gesellschaft auch die Qualität der Umwelt zunimmt. Sie sind Pessimisten à la Malthus.

Die Wissenschaftler sollten uns helfen und die politischen Folgen ihrer wissenschaftlichen Meinung bedenken. Sie haben die Pflicht, ihre Annahmen zu Politik und Werten darzulegen und wie sehr diese die Auswahl und Interpretation der wissenschaftlichen Beweise beeinflusst haben.

Ist es sinnvoll, von einer Erwärmung der Erde zu sprechen, wenn wir sie im Kontext der Entwicklung unseres Planeten über Hunderte Millionen von Jahren betrachten? Jedes Kind lernt in der Schule etwas über Temperaturveränderungen, über die Eiszeit, über das viel wärmere Klima im Mittelalter. Wir alle haben bemerkt, dass selbst während unserer eigenen Lebenszeit Temperaturveränderungen (in beide Richtungen) vorkommen.

Aufgrund der technologischen Fortschritte, der Zunahme des Wohlstands, der Rationalität von Institutionen und der Fähigkeit der Länder, sich selbst zu organisieren, ist die Anpassungsfähigkeit der menschlichen Gesellschaft drastisch gestiegen. Sie wird weiter steigen, und dank ihr werden die Menschen mit den möglichen Folgen kleinerer Klimaveränderungen fertig werden. Ich bin einer Meinung mit Professor Richard Lindzen vom Massachusetts Institute of Technology, der sagte: "Künftige Generationen werden sich verwundert fragen, warum die Industrienationen Anfang des 21. Jahrhunderts wegen eines weltweiten durchschnittlichen Temperaturanstiegs von einigen zehntel Grad in hysterische Panik verfallen sind und warum sie aufgrund krasser Übertreibungen höchst ungewisser Computerprognosen, die in unglaubwürdigen Schlussfolgerungen zusammengefasst wurden, erwogen haben, das Rad des Industriezeitalters zurückzudrehen."

Beim Thema globale Erwärmung geht es mehr um Sozial- als um Naturwissenschaften, mehr um den Menschen und seine Freiheit als um einige zehntel Grad Celsius Veränderung der weltweiten Temperatur.

Als Zeuge der heutigen weltweiten Debatte über den Klimawandel merke ich Folgendes an:

· Kleine Klimaveränderungen machen keine weitreichenden restriktiven Maßnahmen nötig.

· Jegliche Unterdrückung von Freiheit und Demokratie sollte vermieden werden.

· Statt die Menschen von oben zu organisieren, sollten wir jedem gestatten, zu leben, wie er will.

· Wir sollten uns gegen die Politisierung der Wissenschaft wehren und uns dem Begriff "wissenschaftlicher Konsens" widersetzen, der stets nur von einer lauten Minderheit, nie von der schweigenden Mehrheit erzielt wird.

· Statt über "die Umwelt" zu reden, sollten wir durch unser persönliches Verhalten auf sie achtgeben.

· Wir sollten bescheiden, aber zuversichtlich bei der spontanen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft vorgehen.

· Wir sollten uns nicht mit katastrophalen Prognosen gegenseitig Angst einjagen oder diese Prognosen heranziehen, um ein irrationales Eingreifen in das Leben der Menschen zu rechtfertigen.

Václav Klaus, Financial Times Deutschland, 16.6.2007

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